Was ist deduktiv-concludierend? – Frage an Radio Eriwan

 

Frage an Radio Eriwan: Was ist “deduktiv schlussfolgerndes” Denken?

Antwort von Radio Eriwan: Es war einmal ein alter Rebbe, ein guter Jud, der fast immer in der Schul zu finden war – und von dem erzählt man  die “Geschichte von der Brille”, die durch deduktiv-schlussfolgerndes Denken wiedergefunden wurde. Und die Geschichte geht so:

“Die Brille

Der alte Rabbi Jizchak war beim Talmudstudium unterbrochen worden- Während er sich wieder vor die Bücher setzt, tappt er nach der Brille, die nicht wie gewohnt im Buch liegt … Er überlegt: Jeden Tag trag ich beim Lesen die Brille, und wenn ich aufhör, leg ich die Brille ins Buch. Wenn ich das täglich tu, hab ich’s heute auch getan. Wenn ich es aber getan hab, muß die Brille drin liegen. Sie liegt aber nicht drin. Was heißt: Sie liegt nicht drin? Sie liegt nicht drin, heißt: Die Brille ist weg. Was heißt: Sie ist weg? Von allein kann sie doch nicht weg sein. Also muß sie jemand genommen haben, der eine Brille braucht. Wer kann die Brille genommen haben? Die Brille kann einer genommen haben, der eine Brille braucht. Einer, der eine Brille braucht, der hat doch eine Brille und braucht nicht meine Brille. Einer, der keine Brille braucht, der braucht meine Brille auch nicht. Also – kann sie keiner genommen haben. Hat aber keiner die Brille genommen, so muß sie doch da sein! Seh ich doch, daß sie nicht da ist! Was heißt – ich seh? Sehen kann ich doch nur mit Brille. Ohne Brille seh ich doch nicht. Wenn ich also seh, daß die Brille nicht da ist – muß ich die Brille noch tragen – und er greift an die Nase – das Beweisstück ist da! Oh!”

(Zitatnachweis: Hakel, Herrmann, Hrsg.: Wenn der Rebbe lacht. Anekdoten; München: dtv pbk 1979, 2. Aufl., S. 50-51; München: Kindler hardcover 1970)

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*11.06.1953, Bremen, Germany - long years in Neuss/Germany